Die Umsetzung in ein Musical

Krabat als Musical

Nicht alle Begebenheiten der Romanvorlage lassen sich in einer Dramafassung im Musiktheater wiedergeben, auch der technische Aufwand der Zaubereffekte kann eine Bühne leicht überfordern. So ist eine Konzentration auf wirklich wesentliche Aspekte geboten. Auch die sich dreimal wiederholende Jahresfolge des Buches lässt sich in einer begrenzten Anzahl von Szenen nicht ohne Verwirrung für den Zuschauer darstellen. So wurde die Originalfassung auf zwei Jahresfolgen konzentriert (die allerdings unbedingt nötig sind um die Handlung nicht zu stark zu verändern), und die Handlung auf die Hauptstränge konzentriert. Vieles Schöne musste zwar leider ausgelassen werden, dennoch ist es gelungen, die Handlung zu konzentrieren, ohne sie zu entstellen. Im Gegensatz zum bekannten gleichnamigen Film „Krabat“ (2008) von Marco Kreuzpaintner hält sich die vorliegende Fassung so weit wie möglich an die Romanvorlage von Preussler. Es wurde bewusst darauf verzichtet neue Handlungselemente einzufügen. Mit vollster Absicht wurde auch die Sprache eng an das Original angelehnt und zum Teil sogar Sprachpassagen übernommen, um die besondere regionale Färbung und die düstere Stimmung zu erhalten. Bei der Gestaltung der Geschichte wurde darauf geachtet, dass die verwendeten Zaubereffekte mit relativ wenig Aufwand für die Bühne umgesetzt werden können, und für eine moderne Bühne mit Lichttechnik und einer Einspieltechnik von Geräuschen keine unlösbaren Aufgaben bereithält. Das Libretto enthält Empfehlungen für eine mögliche technische Umsetzung, auch für Laienbühnen. Die Besonderheit der Romanvorlage will es, dass kaum weibliche Hauptrollen vorhanden sind, bis auf Kantorka. Das ist sicher ein immanentes Problem des Stoffes. Dennoch wurde daran festgehalten, denn das Setting der abgeschiedenen Mühle mit ihrer patriarchalischen Ordnung von Meister und Gesellen verlangt es nunmal so. Das Zufügen von weiblichen Rollen hätte die Glaubwürdigkeit infrage gestellt und die Konzentration auf den Hauptkonflikt gestört. Die Musik orientiert sich formal und im Geiste weniger an einer opernhaft entwickelnden Form, als an effektvollen, harmonisch reichhaltigen Pop-/Rock-liedformen, gelegentlich in Anlehnung an BigBandmusik, und erinnert in seiner Liedhaftigkeit etwa an „My Fair Lady“, „Cabaret“ oder „Mary Poppins“. Dennoch ist es ein orchestrales Arrangement, welches die Möglichkeiten des Sinfonieorchesters ausschöpfen soll, und es nicht bloss als Hintergrundkulisse missbrauchen will. Gelegentlich wurde auch die Instrumentation um ungewöhnliche Instrumente erweitert, um zum Teil komische, interessante, oder auch schauerliche Effekte zu erreichen, wie zum Beispiel der Einsatz der Blockflöte, der Vibraslap oder der Cuica (als Käuzchen) in der Ouvertüre, oder der Trillerpfeife in „Ich will nicht mehr so recht“ (als Aufforderung „nach seiner Pfeife zu tanzen“). Die vokalen Arrangements sind (bis auf den Totengesang der Gesellen) recht einfach gehalten und dürften im professionellen Rahmen sehr schnell und unproblematisch einzustudieren sein. Die Melodieführung ist in weiten Teilen popmusikalisch syllabisch. Gerade als Stück für junge Leute (welches auch von jungen Leuten gespielt und gesungen werden kann) will es deren Hörgewohnheiten aufgreifen und die Natürlichkeit der Melodie erhalten. Es wurde versucht die Musik stilistisch zu variieren und so eine Vielfalt zu bieten. Manches orientiert sich am Foxtrott, anderes am Rock, das nächste wiederum am Reggae, der Jazz-ballade, oder dem Walzer, was wiederum einen reizvollen Kontrast zu den „klassischen“ Teilen des Bachchorals oder des Wagnerchorals bildet. An gezielten Stellen wurde auf bereits vorhanden Musik zurück gegriffen, wie im Folgenden erläutert werden soll: Die Romanvorlage des Krabat verwendet den Choral No 176 „Erstanden ist der heil’ge Christ“ aus der Sammlung von J.P. Kirnberger. Da die Choralmelodien im Allgemeinen mit den Vertonungen von J.S. Bach assoziiert werden, wurde die bekannte Vertonung von Bach (BWV 306) verwendet, und lediglich für Mädchenchor und Orchester instrumentiert. Für den Männerchor zu Beginn des 2. Aktes, der den Trauerzug zu Ehren Tondas begleitet, wurde auf die Musik und den Satz des großartigen Pilgerchors aus Wagners Tannhäuser zurück gegriffen, ihn aber mit einem neuen Text versehen, der die fromme, sich selbst kasteiende Frömmigkeit des Originals als Selbstreflexion über den eigenen Weg nutzt, der eher dem Teufel geweiht ist. Die heulende Reue und Selbstbeschuldigung der Musik wird mit Krabats (vergeblichem) Versuch zu Beten kombiniert, und so eine musikalische Verbindung geschaffen. Die Lieder und Instrumentalstücke liegen über MIDI eingespielt und eingesungen als Demo vor. Alle Lieder und Instrumentalstücke sind auf der Seite „Liste aller Lieder und Instrumentalstücke“ aufgelistet.

Aufführungsdauer: grob geschätzt unter 2 Std.

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